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Kurs 595
10./11.01.2025
"Wenn nichts mehr geht" - die Behandlung von Frauen (und Männern) mit unerfülltem Kinderwunsch
Dipl- Psych. Simone Stöckert, München

Inhalt:
In Deutschland ist fast jedes zehnte Paar ungewollt kinderlos und viele Singles leiden ebenfalls unter Kinderlosigkeit. Wenn ungewollt kinderlose Menschen als Patient*innen in die Psychotherapie kommen, bringen sie eine spezifische Problemstellung mit.

Die Gründe für Kinderlosigkeit werden oft auf „nicht wollen“ oder „nicht können“ reduziert, was häufig dazu führt, dass kinderlose Menschen nachlässig behandelt werden. Denn die Geschichten der kinderlosen Frauen und Männer sind komplexer und vielfältiger. Aus psychotherapeutischer Sicht ist die Einteilung in „freiwillige“ und „unfreiwillige“ Kinderlosigkeit sogar irreführend und kann einer guten Therapie im Wege stehen.

Natürlich können auch Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten unter ihrer ungewollten Kinderlosigkeit leiden und nach Wegen suchen, trotz ihres Leids mit Eltern sowie mit kinderlosen Menschen erfolgreich zu arbeiten.
Die unterschiedlichen Konstellationen (z.B. schwangere Psychotherapeutin und kinderlose Patientin oder kinderloser Psychotherapeut und Mutter mit mehreren Kindern als Patientin) bringen manchmal Spannungen in die Psychotherapie. Ein kompetenter Umgang mit diesen Spannungen kann in eine zufriedenstellende Therapieerfahrung für alle Beteiligten münden.
Ohne neue Ansätze kann die Kommunikation zwischen Psychotherapeuten und Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch leider von Vermeidungen, unreflektierten Normen und letztlich Verletzungen geprägt sein. Das wollen wir nicht und wir können es besser. Dieses Seminar soll dabei helfen, eine würdevollere Kommunikation zu entwickeln.
Inspiriert wurde das Seminar durch die Arbeit von Jody Day, die als kinderlose Therapeutin ein globales Netzwerk namens „gateway women“ aufgebaut hat. Von ihr stammt das Konzept der „childlessness by circumstances“. Da dies sehr aufschlussreich ist, werden wir uns daran orientieren.

Um das Phänomen Kinderlosigkeit besser zu verstehen, werden wir uns mit der Entwicklung von Lebensläufen beschäftigen. Dabei werden auf der sozialen Ebene Rollenzuschreibungen und Machtverhältnisse berücksichtigt. Auf der innerpsychischen Ebene geht es um ambivalente Motive. Ambivalenzen können dazu führen, dass langfristige Überlegungen und tatsächliches Handeln nicht übereinstimmen. In der Konsequenz müssen manche Menschen mit unerfüllten innigsten Wünschen leben und entwickeln Symptome.

Kinderlosigkeit, welche den Psychotherapeuten betrifft, kann sich positiv oder negativ auf den Therapieprozess auswirken. In diesem Seminar gibt es Raum für persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Gut verarbeitete Kinderlosigkeit ist – ebenso wie die gut geklärte eigene Elternrolle - eine wertvolle Ressource. Für unfreiwillig kinderlose Menschen können Psychotherapeuten ein wichtiger Halt und ein inspirierendes Modell sein. Nach Jody Day hat die Community der unfreiwillig Kinderlosen ein Geschenk an die Gesellschaft, nämlich die Trauer. Im psychotherapeutischen Kontext kann uns die eigene Trauer empathischer und weicher machen. Die durchgestandene Trauer kann uns klarer und kreativer machen.
Dadurch dass das Erleben von Kinderlosigkeit erheblich von historischen, politischen und sozialen Faktoren beeinflusst ist, kann Psychotherapie in diesem Feld erheblich zur Diversität, Toleranz und Solidarität in unserer Gesellschaft beitragen.

Methoden:
Wissensvermittlung, Übungen, Austausch, Selbsterfahrung

Ziel:
Das Ziel besteht darin, die eigenen Kompetenzen und den Handlungsspielraum für sich selbst und für diese Patientengruppe auszubauen, um letztlich befriedigende Erfahrungen im Therapieraum und im Leben zu machen.

Dazu soll an folgenden Unterzielen gearbeitet werden:
Seelischen Schmerz aushalten und begleiten können, Ressourcen erkennen, Vertiefung der Empathie und Toleranz, Reflektion der eigenen Lebensbilder und des eigenen tatsächlichen Lebens, persönliche Bereicherung/Psychohygiene, Selbstliebe/innere Zugewandtheit zu sich selbst

Kursgebühr: 390€



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