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Kurs 585
18./19.10.2024
Organisierte Rituelle Gewalt – Erkennen der Betroffenen, Verstehen ihrer Erfahrungen, Besonderheiten in der Psychotherapie
Dipl.-Psych. Claudia Fliss, Bremen

(Organisierte) "Rituelle Gewalt ist eine schwere Form der Misshandlung von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern. Intention ist die Traumatisierung der Opfer. Rituelle Gewalt umfasst physische, sexuelle und psychische Formen von Gewalt, die planmäßig und zielgerichtet im Rahmen von Zeremonien ausgeübt werden. Diese Zeremonien können einen ideologischen Hintergrund haben oder auch zum Zwecke der Täuschung und Einschüchterung inszeniert sein. Dabei werden Symbole, Tätigkeiten oder Rituale eingesetzt, die den Anschein von Religiosität, Magie oder übernatürlichen Bedeutungen haben. Ziel ist es, die Opfer zu verwirren, in Angst zu versetzen, gewaltsam einzuschüchtern und mit religiösen, spirituellen oder weltanschaulich-religiösen Glaubensvorstellungen zu indoktrinieren. Meist handelt es sich bei den rituellen Gewalterfahrungen nicht um singuläre Ereignisse, sondern um Geschehnisse, die über einen längeren Zeitraum wiederholt werden.“ (Becker & Fröhling 1998 in: Becker 2008, S. 25/26) Diese Definition erfasst noch immer nicht alles, was das Thema Organisierte Rituelle Gewalt beinhaltet, vermittelt aber einen Eindruck, um was es gehen kann. Rituelle Gewalt kann als ideologisch begründete Gewaltform in der Organisierten Gewalt in verschiedenen Gruppierungen auftreten.

In der zweitägigen Fortbildung werden strukturelle Grundlagen und Vorgehensweisen am Beispiel von Kulten bei der Konditionierung und Programmierung ihrer Nachfolgegeneration in Form von Modellen, generiert aus den jahrzehntelangen therapeutischen Erfahrungen mit Betroffenen aus diesem Täterkreis und ihren Berichten, dargestellt. Es handelt sich nicht um wissenschaftlich erforschte und belegte Inhalte, sondern die Fortbildung basiert ausschließlich auf den Erfahrungsberichten zahlreicher Betroffener. Wissenschaftliche Forschung ist aktuell noch unzureichend vorhanden (Qualitative Forschung ausgehend von der Unabhängigen Beauftragten für Fragen sexuellen Missbrauchs in Berlin findet sich unter https://doi.org/10.1055/a-1160-3976) und muss dringend weiter entwickelt und finanziell gefördert werden.

Aus den Erfahrungsberichten Betroffener kann deutlich werden, wie Kulte von Geburt an die absolute Kontrolle über ihre Kinder zur Manipulation und Konditionierung nutzen, so dass die Kinder Dissoziative Identitätsstörungen entwickeln müssen. Die Strukturen der inneren dissoziierten Systeme sind den Tätern bekannt, den Kindern aber über lange Zeit nicht oder teilweise nie bewusst zugänglich. Die skrupellose Nutzung aller menschlichen Reaktionsmuster, Emotionen und Kognitionen durch die Kulte zur gezielten Manipulation und Kontrolle ihrer Nachfolgegeneration wird erkennbar und die Logik nachvollziehbar, warum programmierte Mitglieder von Kulten so schwer aussteigen können. Das Einbeziehen von Bindung und Emotionen, die brutal hervorgerufene Entstehung vieler Persönlichkeiten auf unterschiedlichem Entwicklungsstand mit ihren verschiedenen Aufgaben und Bedeutungen im inneren System sowie deren Einbeziehen in Programmketten werden dargestellt. Das Verständnis der Vorgehensweisen der Kulte sowie des Aufbaus von Programmen erleichtert Traumatherapie und Ausstiegsbegleitung mit Menschen aus Kulten.

Das Thema wird per Vortrag und PowerPoint-Präsentation vorgestellt. Dabei können Fragen gestellt und Inhalte gemeinsam erarbeitet werden. In einem Gruppen-Rollenspiel kann gemeinsam eine Erfahrung dazu gemacht werden, wie Kontakte und die Rollen verschiedener Persönlichkeiten in einem Innensystem einer Betroffenen sich zeigen können. Falls ausreichend Zeit bleibt, kann ein Rollenspiel zu einer Vorgehensweise gezeigt werden, mit der eine „Programmkette“ aufgelöst werden kann.

Kursgebühr: 390€



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