Alle Kurse sind von der

Ärztekammer Sachsen-Anhalt mit 20 Punkten zertifiziert

mdap
Kressenweg 39A
12623 Berlin

Telefon: 0 30 / 397 70713
E-Mail: info@mdap.de


Impressum
Datenschutz

 

Kurs 579       Die besondere Reihe
06./07.09.2024
Die Kirche im Dorf lassen? - Psychotherapie auf dem Land
Dipl.- Psych. Simone Stöckert, München

Inhalt:
Da wir in der psychotherapeutischen Praxis auf dem Land anderen Menschen als in der Stadt begegnen, lohnt es sich zu fragen, was Psychotherapie in der Provinz bedeutet und von welchen spezifischen Bedingungen sie geprägt ist. Denn die Umgebungsfaktoren einer Therapie wirken im Behandlungsraum weiter. Beispielsweise ist es eher möglich, dass sich Patienten, mit oder ohne Wissen des Psychotherapeuten, gegenseitig kennen. Wichtig ist auch, dass die Praxis normalerweise die einzige ist und daher eine gewisse Sonderstellung hat. Patienten können kaum an andere Therapeuten verwiesen werden, so dass man teilweise Verantwortung in Fällen übernimmt, die man ansonsten vielleicht weiterempfohlen hätte. Damit befindet man sich öfter außerhalb seiner Komfortzone und benötigt eine besonders intensive Selbstfürsorge. Das Thema Abstinenz und Abgrenzung hat auf dem Land ebenso eine größere Bedeutung. Es gibt sehr viel weniger eine schützende Anonymität, sodass man als Psychotherapeut oder als Psychotherapeutin zu einer öffentlichen Person wird, ohne darauf in der Ausbildung explizit vorbereitet worden zu sein. Diese Lücke soll in diesem Seminar aufgefüllt werden.

Auf der Seite der Patientinnen und Patienten wiederrum muss stärker berücksichtigt werden, dass sie in einen relativ engen sozialen Kontext eingebettet sind, mit allen seinen Vor- und Nachteilen. Stärker als in der Stadt müssen bei einer gelingenden Therapie die Ansprüche und die Möglichkeiten der Gemeinschaft mit den individuellen Bedürfnissen der Patienten gemeinsam reflektiert werden. Ohne die Berücksichtigung der Umweltfaktoren besteht die Gefahr, dass der Ausgleich zwischen der ländlichen Gemeinschaft und der gelebten Individualität des Patienten misslingt. Es ist daher wichtig für den Patienten, eine besondere Sensibilität zu entwickeln, die in der Stadt in diesem Maße nicht nötig ist. Ihn dabei zu unterstützen ist Aufgabe der behandelnden Person. Um diese Aufgabe zu meistern, soll in diesem Seminar eine klarere sozialwissenschaftliche Grundlage und eine eigene persönliche Sensibilisierung als Bezugsrahmen für die Teilnehmenden geschaffen werden.

Methoden:
(interdisziplinärer) Vortrag, Übungen zur Perspektivenübernahme und intervisorischer Austausch

Ziel:
Vertiefung der therapeutischen Fertigkeiten in Richtung Verstehen und Verständnis sowie konstruktiver Abgrenzung und Authentizität, Förderung der Kultursensibilität, Psychohygiene

Kursgebühr: 390€



Zur Anmeldung