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Kurs  C654
02./03.04.2027
Rituelle Gewalt – Erkennen der Betroffenen, Verstehen ihrer Erfahrungen, Besonderheiten in der Psychotherapie
Dipl.-Psych. Claudia Fliss, Bremen

Inhalt:
(Organisierte) "Rituelle Gewalt ist eine schwere Form der Misshandlung von Erwach-senen, Jugendlichen und Kindern. Intention ist die Traumatisierung der Opfer. Rituel-le Gewalt umfasst physische, sexuelle und psychische Formen von Gewalt, die planmäßig und zielgerichtet im Rahmen von Zeremonien ausgeübt werden. Diese Zeremonien können einen ideologischen Hintergrund haben oder auch zum Zwe-cke der Täuschung und Einschüchterung inszeniert sein. Dabei werden Symbole, Tätigkeiten oder Rituale eingesetzt, die den Anschein von Religiosität, Magie oder übernatürlichen Bedeutungen haben. Ziel ist es, die Opfer zu verwirren, in Angst zu versetzen, gewaltsam einzuschüchtern und mit religiösen, spirituellen oder weltan-schaulich-religiösen Glaubensvorstellungen zu indoktrinieren. Meist handelt es sich bei den rituellen Gewalterfahrungen nicht um singuläre Ereignisse, sondern um Ge-schehnisse, die über einen längeren Zeitraum wiederholt werden.“ (Becker & Fröh-ling 1998 in: Becker 2008, S. 25/26) Diese Definition erfasst noch immer nicht alles, was das Thema Organisierte Rituelle Gewalt beinhaltet, vermittelt aber einen Ein-druck, um was es gehen kann. Rituelle Gewalt kann als ideologisch begründete Gewaltform in der Organisierten Gewalt in verschiedenen Gruppierungen auftre-ten.

In der zweitägigen Fortbildung werden strukturelle Grundlagen und Vorgehenswei-sen am Beispiel von Kulten bei der Konditionierung und Programmierung ihrer Nachfolgegeneration in Form von Modellen, generiert aus den jahrzehntelangen therapeutischen Erfahrungen mit Betroffenen aus diesem Täterkreis und ihren Be-richten, dargestellt. Es handelt sich nicht um wissenschaftlich erforschte und belegte Inhalte, sondern die Fortbildung basiert ausschließlich auf den Erfahrungsberichten zahlreicher Betroffener. Wissenschaftliche Forschung ist aktuell noch unzureichend vorhanden (Qualitative Forschung ausgehend von der Unabhängigen Beauftrag-ten für Fragen sexuellen Missbrauchs in Berlin findet sich unter https://doi.org/10.1055/a-1160-3976) und muss dringend weiter entwickelt und fi-nanziell gefördert werden.

Aus den Erfahrungsberichten Betroffener kann deutlich werden, wie Kulte von Ge-burt an die absolute Kontrolle über ihre Kinder zur Manipulation und Konditionie-rung nutzen, so dass die Kinder Dissoziative Identitätsstörungen entwickeln müssen. Die Strukturen der inneren dissoziierten Systeme sind den Tätern bekannt, den Kin-dern aber über lange Zeit nicht oder teilweise nie bewusst zugänglich. Die skrupello-se Nutzung aller menschlichen Reaktionsmuster, Emotionen und Kognitionen durch die Kulte zur gezielten Manipulation und Kontrolle ihrer Nachfolgegeneration wird erkennbar und die Logik nachvollziehbar, warum programmierte Mitglieder von Kulten so schwer aussteigen können. Das Einbeziehen von Bindung und Emotionen, die brutal hervorgerufene Entstehung vieler Persönlichkeiten auf unterschiedlichem Entwicklungsstand mit ihren verschiedenen Aufgaben und Bedeutungen im inneren System sowie deren Einbeziehen in Programmketten werden dargestellt. Das Ver-ständnis der Vorgehensweisen der Kulte sowie des Aufbaus von Programmen er-leichtert Traumatherapie und Ausstiegsbegleitung mit Menschen aus Kulten.

Das Thema wird per Vortrag und PowerPoint-Präsentation vorgestellt. Dabei kön-nen Fragen gestellt und Inhalte gemeinsam erarbeitet werden. In einem Gruppen-Rollenspiel kann gemeinsam eine Erfahrung dazu gemacht werden, wie Kontakte und die Rollen verschiedener Persönlichkeiten in einem Innensystem einer Betroffe-nen sich zeigen können. Falls ausreichend Zeit bleibt, kann ein Rollenspiel zu einer Vorgehensweise gezeigt werden, mit der eine „Programmkette“ aufgelöst werden kann.

Kursgebühr: 410€



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